Das Jahr 2018 begann für unsere Partner in Brasilien sehr aufregend. Mitglieder der UNO sind auf die favela in Sao Paulo und die dort angebotenen Projekte aufmerksam geworden und wollten mehr darüber erfahren. So reisten 2 Mitarbeiter im Januar zur UNO nach New York, um dort die sozialen Projekte vorzustellen, in der Hoffnung, in eines der Entwicklungsprogramme aufgenommen zu werden.
Einen Teil dieser Präsentation können Sie sich unter www.abrigobrasil.com , Video „ 30 Jahre – Associacao Rainha da Paz“ anschauen.
Es gibt in Sao Paulo einige Projekte, die im Laufe der Jahre zu Selbstläufern geworden sind. Die von uns unterstützten Projekte gehören zweifelsfrei dazu. Die Organisation dieser Projekte war von Anfang an sehr gut. Unser schnelles aktives Eingreifen bei Problemen und die jahrelange engmaschige Betreuung vor Ort zahlen sich aus.
Das Projekt „wohlgenährt und gesund“ hat sich fest etabliert. Es zielt auf die Gruppe der werdenden Mütter und die Betreuung der Kinder im Alter von 0-6 Jahren ab. Inzwischen sind nur noch wenige Hausbesuche nötig und auch die Aufklärungsarbeit übernehmen die Bewohner selbst. Sie informieren Freunde und Nachbarn über angebotene Projekte, Vorträge und das Leistungsangebot unserer kleinen Ambulanz im Kindergarten. Hier halten junge Ärzte feste Sprechstunden. Dra. Solange Gossik koordiniert diese und unterstützt uns weiterhin mit viel Einsatz und Begeisterung. Die Arbeit der Ärzte vor Ort erfolgt ehrenamtlich.
Wir finanzieren in diesem Projekt die Ausstattung der Ambulanz mit den notwendigen Medikamenten und das medizinisch notwendige Material. Auch die monatlichen Kosten für unsere Sozialarbeiterin haben wir in diesem Jahr wieder übernommen. Diese kümmert sich um die Terminvergabe, um Rezepte und auch um die Familien, die Hilfe bei Arztbesuchen außerhalb der favela benötigen. Wir freuen uns jedes Jahr, dass wir dieses Projekt mit ihrer Hilfe auf eine feste Basis gestellt haben und weiter unterstützen können.
Der von uns während der Bauphase mitfinanzierte Kindergarten ist weiterhin das Herzstück unserer Arbeit. Dort werden ausschließlich Kinder der Familien aus der favela betreut.
So wird es den Familienmitgliedern ermöglicht, an einer unserer angebotenen Ausbildungen teilzunehmen oder arbeiten zu gehen.
Es wird auf einen geregelten Tagesablauf geachtet: so werden Mahlzeiten gereicht, Schlafzeiten eingehalten und eine abwechslungsreiche Beschäftigung angeboten. Ab dem 5. Lebensjahr beginnt bereits die Vorschule.
Das Projekt „neue Erfahrungen“ ist im Rahmen der außerschulischen Betreuung der Jugendlichen im Alter von 13-16 Jahren entstanden. Die Jugendlichen erhalten dort Freizeitangebote. Um ihnen die spätere Berufswahl zu erleichtern, werden Kurse in allen Projektgruppen angeboten. Sie können die Arbeit in der Bäckerei und in der Schneiderei kennenlernen und sich dann eventuell für eine Ausbildung zum/zur Bäcker/in oder Schneider/in entscheiden. Hier übernehmen wir die finanzielle Unterstützung der Bäckerei und Nähkurse. Dies umfasst die Besorgung der Lebensmittel und nötigen Materialien, sowie eine Beteiligung an den Kosten für Miete, Strom und Gas.
In diesen Gruppen fühlen sich die Jugendlichen sehr wohl und einmal im Monat gibt es ein gemeinsames Familienkochen und -essen, was den Zusammenhalt stärkt und von allen mit großer Begeisterung angenommen wird.
Die Ausbildung der Jugendlichen in der Bäckerei hat sich bewährt. Es werden im Vor- und Nachmittagsunterricht Jugendliche in Theorie und Praxis ausgebildet. Dabei werden alle Bereiche, wie Hygiene, Arbeitsorganisation, Praxis u.v.m. abgedeckt. Nach einem festen Lehrplan werden Brote, Kuchen, süßes und salziges Gebäck und Torten hergestellt.
Leider konnten dieses Jahr nicht alle Absolventen eine feste Arbeitsanstellung für 2019 finden. Der Arbeitsmarkt ist durch die unruhige politische Lage und die Wahlen eines neuen Staatspräsidenten stark verunsichert worden.
Um die gut ausgebildeten Jugendlichen nicht wieder an die Straße zu verlieren, ist ein zweites Projekt entstanden. Dieses umfasst die Planung, Organisation und Durchführung von Festen, so wird z.B. die Kostenkalkulation, die Dekoration, das Essen, Trinken und die Bedienung angeboten. Feste feiern ist für alle Brasilianer, egal aus welcher sozialen Schicht sie stammen, sehr wichtig, Sie haben die Fähigkeit, sehr kreativ und bunt zu gestalten. So wird jedes Fest, auch mit sehr geringen finanziellen Mitteln, zu einem Erlebnis!
Die Schneiderei läuft immer noch sehr gut. Sie finanziert sich selbst indem sie Näharbeiten für die Bewohner der favela durchführt. Ferner fertigt sie Schuluniformen, Bettwäsche für die Kindereinrichtungen und Schürzen für die Projekte an. Wir hoffen immer noch, geeignete Räumlichkeiten zu finden, um das Ausbildungsprojekt „Schneiderei“ wieder in vollem Umfang aufnehmen zu können.
Das Jahr 2018 war für unsere Projektleiter und alle Menschen in Brasilien kein leichtes Jahr. Es war von politischen Unruhen und Neuwahlen geprägt. Im Oktober wurde Jaid Bolsonaro als neuer Präsident gewählt. Er wird im Januar 2019 sein Amt antreten und die Unsicherheit über den Kurs, den er einschlagen wird, ist sehr groß. Noch ist es schwer zu beurteilen, welche Einflüsse die neue Regierung auf unsere soziale Arbeit in den Elendsvierteln hat.
Für uns ist es immer wieder erstaunlich zu sehen, mit welchem Engagement und mit welchem Optimismus die Brasilianer an ihre Zukunft heran gehen. Trotz aller Widrigkeiten schauen sie nach vorn und machen immer wieder das Beste aus einer angespannten Lage oder manchmal auch ausweglos scheinenden Situation.
Wir möchten uns bei Ihnen bedanken, dass sie uns, unsere Partner in Brasilien und vor allem die Bewohner der 4 Elendsvierten, die wir betreuen, mit ihrer so wichtigen Spende unterstützt haben.