Das Jahr 2017 hat uns und unsere Partner vor Ort vor neue Aufgaben gestellt. Die angespannte politische Situation hat weitere einschneidende Veränderungen nach sich gezogen.
Bereits im letzten Jahresbericht haben wir auf die prekäre wirtschaftliche Situation hingewiesen. Diese hat sich leider nicht verbessert. Die Preise für Lebensmittel steigen kontinuierlich an, die staatlichen Mittel für soziale Projekte werden gekürzt und so brauchte es immer neue Ideen und viel Engagement, um unsere Projekte fortzuführen. Dabei leisten unsere Partner vor Ort eine tolle Arbeit. Sie lassen sich nicht entmutigen und versuchen immer wieder auf die Diskrepanz zwischen dem Bedarf und der Bereitstellung der finanziellen Mittel aufmerksam zu machen. Ihr Fokus liegt aber vor allem, auf der Fortführung der Projekte.
Durch die große Hilfe unserer Spender haben wir es auch im Jahr 2017 geschafft, viele Projekte das ganze Jahr finanziell abzusichern.
Das medizinische Projekt „wohlgenährt und gesund“ mit der Betreuung der Schwangeren und Kinder von 0-6 Jahren ist ein fester Bestandteil und eine wichtige Säule geworden. Unsere Kinderärztin Dr. Maria Solange Gosik betreut auch weiterhin dieses Projekt. Sie wird von der Organisation „Abrah“ unterstützt, sowie von jungen Ärzten, die ihren Dienst in der favela ehrenamtlich leisten. Die Mitarbeiter, ausschließlich Bewohner der favela, werden durch unsere Spendengelder finanziert. Sie halten den engen Kontakt zu den Familien, helfen bei Problemen und besprechen diese dann mit den Ärzten. Mittlerweile sind die monatlichen Vorträge zur Hygiene, Ernährung und Fragen der Gesundheit, ein fester Bestandteil in diesem Projekt und werden von den Familien immer gut besucht.
Je schlimmer die wirtschaftliche Lage in Brasilien wird, desto größer ist der Ansturm auf unsere Betreuungsprojekte. In allen Projekten werden jeweils 2 warme Mahlzeiten am Tag angeboten. In der Vormittagsbetreuung erhalten die Kinder und Jugendlichen Frühstück und Mittagessen. In der Nachmittagsbetreuung erhalten sie Mittag- und Abendessen. Diese Staffelung ist möglich, da das Schulsystem in Brasilien so aufgebaut ist, dass die Schüler entweder am Vormittag oder am Nachmittag die Schule besuchen. In der freien Zeit werden sie in unseren Projekten betreut und gefördert.
Im Jahr 2017 war der Bedarf an Betreuungsplätzen für die Kinder und Jugendlichen in unserem Zentrum sehr groß. Leider haben wir nur 120 Plätze zur Verfügung, so dass wir die Betreuung der 120 Kinder und Jugendlichen nicht weiter ausbauen können. Bei aller Not, muss auch die Sicherheit gewährleistet werden. In den Räumlichkeiten herrscht akuter Platzmangel. Mit Sonderveranstaltungen und viel Ideenreichtum gelingt es den Lehrern immer wieder neue Anreize zu schaffen, sowie gelegentlich weitere Kinder einzuladen und so von der Straße zu holen. Wir haben dieses Projekt in diesem Jahr mit Sonderzahlungen unterstützt und konnten so die Bereitstellung der Mahlzeiten absichern.
Das Projekt „neue Erfahrungen“ für die Zielgruppe der 13-16-jährigen, die bald die Schule beenden und ins Arbeitsleben einsteigen, wurde gut angenommen und etabliert. Die vorhandenen Strukturen aus der Bäckerei und Schneiderei wurden optimal genutzt und die Jugendlichen konnten sich an mehreren Tagen in der Backstube und in der Schneiderei beweisen. Dabei wurden sie nicht ausschließlich von den Lehrern betreut, sondern auch von denen sich gerade in Ausbildung befindenden Jugendlichen.
Eine tolle Idee fanden wir, dass auch die Eltern mit in dieses Projekt eingebunden wurden. Die Jugendlichen haben zusammen mit ihren Eltern gekocht und gebacken und am Ende wurde gemeinsam gegessen. Das war ein tolles Erlebnis für alle Familien!
Wir freuen uns, dass wir die Materialkosten des Projektes in 2017 komplett finanzieren konnten.
Eine große Hilfe ist und bleibt, unsere eigene Schneiderei. Dort werden die Bettbezüge der Kindergärten ausgebessert, die Schulkleidung und die Schürzen für die Bäckerei gefertigt. Erfreulich ist, dass sich die Schneiderei mit ihren Produkten auch im vergangenen Jahr selbst finanzieren konnte, in dem sie ihre Waren auf Basaren und Veranstaltungen verkauften.
Der Kindergarten, dessen Bau wir mitfinanziert haben und der vor 7 Jahren eingeweiht wurde, ist bis auf den letzten Platz belegt. Die laufenden Kosten für Strom, Wasser, Versicherungen, sowie die Gehälter der Lehrer haben andere gemeinnützige Organisationen übernommen. Beim Basteln, Malen und Spielen fühlen sich die Kinder sehr wohl. Mit den Betreuern stehen wir im regen Austausch bezüglich neuer Spielideen und das dafür benötigte Material.
Das Ausbildungsprojekt in der Bäckerei, ist auch weiterhin unser Erfolgsprojekt. Die Jugendlichen gehen mit viel Elan an den theoretischen, aber mit noch mehr Freude und Spaß an den praktischen Teil der Ausbildung. Die geleistete und gelungene Arbeit erfüllt die Jugendlichen mit Stolz und stärkt ihr Selbstbewusstsein. Dieses Ergebnis macht auch uns zufrieden und glücklich.
Im Oktober überraschte uns die Aussage der Regierung, dass es ab sofort keine sichere Zusage für die Gehaltszahlungen der Ausbilder geben wird. Über die Vergabe wird monatlich neu entschieden. Nun stehen nicht nur die Kinder vor der Ungewissheit, ob es dieses Projekt im nächsten Jahr noch geben wird, sondern auch die Ausbilder mit ihren Familien. Wir stehen in engem Austausch mit unseren Partnern vor Ort, inwieweit wir sie finanziell unterstützen können. Unser Ziel ist es, dieses Projekt auf jeden Fall fortzuführen!
Wir möchten uns, auch im Namen der vielen Kinder, Jugendlichen und Familien bei allen unseren Spendern für ihre jahrelange und treue Unterstützung und ihr stetes Vertrauen in unsere Arbeit bedanken. Ohne Sie, wären viele Projekte nicht realisierbar und so freuen wir uns, über jedes Jahr in dem wir mit ihrer Hilfe, unsere Partner vor Ort erfolgreich unterstützen können.
von links: Beate Brauer, Maria Solange Gosik, Holger Brauer, Nelida Nowak, Karl Nowak